Analysen und Essays
Extreme Rechte – Geschichtspolitik – Poststrukturalismus.
Beschreibung
Herausgegeben von Martin Dietzsch, Siegfried Jäger, Moshe Zuckermann.
Edition DISS Bd. 21
Alfred Schobert (* 1963, gest. 2006) gehörte zu den wichtigsten Experten zum Thema extreme Rechte in Deutschland und Frankreich. Er verstand es wie kaum ein anderer, seine Interventionen auf einem wissenschaftlichen Fundament zu entwickeln. Als Schüler des französischen Philosophen Jacques Derrida arbeitete er an der Schnittstelle von Ideologiekritik und Poststrukturalismus.
Seine Arbeiten richteten sich nicht nur an ein wissenschaftliches Fachpublikum. Sie lieferten immer auch wichtige Impulse für eine effektive Arbeit gegen Rechts und für den Kampf für eine gerechte Gesellschaft.
Alfred Schobert war langjähriger Mitarbeiter im Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Von seinen etwa 500 Artikeln, Aufsätzen und Vorträgen wurden für diesen Band 30 Texte zur extremen Rechten, zur Geschichtspolitik und zum Poststrukturalismus ausgewählt.
Inhalt
Einleitung der Herausgeber
Teil I
Extreme Rechte
Kulturrevolution, völkisch und (neo)nationalistisch.
Aus der Diskursgeschichte eines vormals verpönten Signifikanten
Wurzeln finden, Reich erneuern, »Ami go home!«.
Die Europa-Vorstellung Alain de Benoists
Netze, Viren, Ströme – Wurzeln und das Reich oder:
Wie Alain de Benoist mit Carl Schmitt der »Dampfwalze der Globalisierung« trotzen will
Diskurspiraterie oder Wie Alain de Benoist mit Costanzo Preve Marx vom Marxismus befreit
In der Mühle der binären Reduktion.
Arundhati Roys Rede in Mumbai im Krieg der Medien
Der Feind unterm Regenschirm
»Erwähnt man die Juden?«
»Nothing to worry about”?
auf rechts gehen?
Verwurzelung in Wattenscheid
Kreuz, Totenkopf und Gruft.
Dark Wave und »Neue Rechte«
Exportartikel Evola
Arthur Trebitsch – Wirklichkeit und Wahn
Zum Judenbild der konterrevolutionären Rechten und der intransigenten Katholiken in Frankreich
Streifzug durch die französische rechte Publizistik
Teil II
Geschichtspolitik
Walsers Wunschgeschichte der Nation
Endlich ganz normal.
Auschwitz und Krieg »sittlich begraben« oder »Lust an der Demokratie« in der »Berliner Republik«
»Holocaust-Industrie« – Kulturkritik oder Koschermachen einer neonazistischen Propagandaformel?
Geschichtsrevisionismus à la carte.
Mit Nolte und Zitelmann gegen »Westextremismus«
Eliten-Antisemitismus in Nazi-Kontinuität.
Martin Hohmanns Neuhofer Rede im Kontext
Mit Schiller am Hindukusch
Teil III
Poststrukturalismus
Eine Stimme von anderswo.
»Das Messianische« und die Politik im Werk Jacques Derridas
Die Schrift gegen den Tod.
Zu Derridas Kritik der Todesstrafe und der Dekonstruktion der Souveränität – mit einem Rückblick auf seine Benjamin-Lektüre
Der Reader.
Jacques Derrida erhielt den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt
Still supporting revolution
Derridas Gespenster
Foucaults Werkzeugkiste
Besprechungen
Mitte und Normalität.
Zur Gleichzeitigkeit von moderner Kollektivsymbolik und traditioneller institutionalistischer Symbolik
Wie wir normalisiert werden
Quellennachweis
Über die Herausgeber
Personenverzeichnis
Rezensionen
Anton Maegerle: "Er zählt zu den bedeutendsten Aufklärern gegen Rechts: Alfred Schobert (1963 – 2006). Der Schüler des französischen Philosophen Jacques Derrida setze sich vor allem mit den extremen Rechten in Deutschland und Frankreich kritisch auseinander. Von seinen jüngst in einem Band veröffentlichten Artikeln und Essays versprechen sich die Herausgeber „mannigfache Denkanstöße“ für eine intellektuelle Debatte."
Die ganze Rezension von Anton Maegerle auf vorwärts.de lesen:
http://www.vorwaerts.de/artikel/denkanstoesse
Karl Pfeifer: "Wer ihn, so wie der Rezensent, [während] einer Tagung erlebte, wird ihn nie vergessen. Er sprach druckreif, mit Leidenschaft und faszinierte seine Hörer…"
Die ganze Rezension lesen:
http://buecher.hagalil.com/2009/07/schobert-2/
Eine Auswahl der Essays Alfred Schoberts liegt vor. Rezension "
"Der rastlose Aufklärer"" von Stefan Gleser, Saarbrücker Online Zeitung, 10.8.09 (via unrast wild.cat)
"In gewisser Weise kann man die Dekonstruktion als ein Verfahren betrachten, das GeistesTypologische Fixierungen destruiert, wo immer sie sie trifft. Insofern konnte sie Alfreds bohrende Fragen nach dem, was eigentlich »rechtes« (und implizit dann auch »linkes«) Denken qua Denken sei, auf eine neue, zusätzlich reflektierte Ebene heben. Welch ein Elend, dass wir all das mit ihm nicht weiter diskutieren können!"
Auszug aus der Rezension in kultuRRevolution – zeitschrift für angewandte diskurstheorie nr. 57 (2009) S.73f.
"(...) Gerade dieses vehemente Eintreten für die »Poststrukturalisten« bei gleichzeitigem Aufweis, wie man ihren methodischen Werkzeugkasten - um in einem Bild Michel Foucaults zu bleiben- nutzen kann, stellt das größte Verdienst Schoberts dar. Gilt es, weiterhin auf ihre Relevanz zu pochen, dann erinnert der Sammelband gerade daran, dass eine poststrukturalistische Haltung - und damit auf einer Linie mit Kants problematisierendem Vernunftgebrauch liegend - keine methodische Mode ist, sondern auf Dauer ein- und ausgeübt werden muss. Nur weil vieles in Frage steht und die Möglichkeit zu irren immer gegeben ist, lohnt doch das Eintreten für eine kommende Demokratie. Für ein weitergehendes Demokratisieren, denn der emanzipatorische Prozess ist unabschließbar, für ihn muss fortwährend gestritten werden, wie Alfred Schoberts Engagement zeigt. Über ihn lässt sich Gleiches sagen, wie er einst über Derrida schieb: »Beim Wiederlesen … fällt mir nur auf, wie gerne ich diese Stimme in der weiteren Auseinandersetzung für eine andere Globalisierung noch hören würde." Tobias Prüwer, Leipziger Almanach, Okt. 09.
"Schobert gibt nicht einfach Beispiele für das Wahre und Gerechte und erklärt mit dem universellen Wissen aus erhöhter Position heraus den subalternen Rezipient_innen die Welt. Vielmehr zeigt er die Strukturen auf, fördert und fordert aktives Mitdenken bzw. –handeln, spricht nicht einfach, sondern fordert zum Sprechen auf." Rezension von Sebastian Friedrich: stattweb.de: Stattzeitung für Südbaden im Internet. 4/2010
"Es ist in jeder Hinsicht ein Verdienst, diese Artikel zusammengefasst und veröffentlicht zu haben."
Zumeist treffend, von Franz Schandl. Streifzüge
Autor*innen
Alfred Schobert war seit Anfang der 90er Jahre Mitarbeiter im AK gegen Rechts am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) [Siehe auch dort: Wissenschaftl. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DISS ]; Arbeitsgebiete: Antisemitismus und Antizionismus; Rechtsextremismus und Konservatismus (insbesondere Geschichtspolitik und rechtsextreme Musik-Subkulturen); neuere französische Philosophie; zahlreiche Artikel zu diesen Themen in Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, Freitag, Jungle World, Konkret und Spex.
Alfred Schobert ist am 18. November 2006 im Alter von 43 Jahren gestorben.
Alfred Schobert: Luzider Intellektueller, avancierter Publizist, politischer Wissenschaftler, Streiter für Frieden und Gerechtigkeit. Ein Nachruf von Siegfried Jäger
ABSCHIED. Ein Nachruf von DJ Kersten
Siegfried Jäger (1937–2020), Prof. Dr., lehrte Sprachwissenschaft an der Universität Duisburg und war Leiter des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS).
Buchveröffentlichungen u.a.: (Hrsg. mit Christoph Butterwegge) Rassismus in Europa. 2. Aufl., Köln 1993; (Hrsg. mit Christoph Butterwegge) Europa gegen den Rest der Welt. Köln 1993; (Hrsg. mit Jürgen Link) Die vierte Gewalt. Rassismus und die Medien. Duisburg 1993; Der Großregulator. Analyse der Bildberichterstattung über den rassistisch motivierten Terror und die Fahndung nach der RAF im Sommer 1993. Duisburg 1993; (Hrsg. mit M. Jäger) Studien zu Rechtsextremismus und (Neo-)Konservatismus. Duisburg 1995; BrandSätze. Rassismus im Alltag. 4. Aufl., Duisburg 1996; Kritische Diskursanalyse. 4. erw. Aufl., Duisburg/Münster 2004; (gemeinsam mit M. Jäger) Gefährliche Erbschaften. Die schleichende Restauration rechten Denkens. Berlin 1999; (Hrsg. mit Alfred Schobert) Weiter auf unsicherem Grund. Faschismus, Rechtsextremismus, Rassismus. Kontinuitäten und Brüche, Duisburg 2000.
NACHRUF auf Prof. Dr. em. Siegfried Jäger
von Regina Wamper, Sebastian Friedrich, Sara Madjlessi-Roudi und Jens Zimmermann – analyse & kritik Nr. 663, 15. September 2020
Martin Dietzsch ist seit 1987 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Archivar des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS). Er war 1997 bis 2005 Herausgeber des Hintergrund-Informationsdienstes »Archiv-Notizen« und publizierte zahlreiche Veröffentlichungen zur extremen Rechten.
Moshe Zuckermann, 1949 in Tel-Aviv geboren, lebte zwischen 1960 und 1970 in Deutschland (Frankfurt am Main). Nach seiner Rückkehr nach Israel Studium der Soziologie, Politologie und Geschichte an der Universität Tel-Aviv. Lehrt seit 1990 am Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas (TAU). 2000–2005 Direktor des Instituts für Deutsche Geschichte (TAU). 2009–2013 akademischer Leiter der Sigmund-Freud-Privatstiftung in Wien. Forschungsschwerpunkte: Geschichte und Philosophie der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften; Frankfurter Schule; Ästhetische Theorie und Kunstsoziologie; der Einfluss der Shoah auf die politischen Kulturen Israels und Deutschlands.